7 Fragen an …

Annika und Anne von freischwimmer

1 Warum seid ihr in die Selbstständigkeit gestartet?

Sarah, Annika und ich haben alle bei demselben Arbeitgeber gearbeitet und uns dann bewusst für die Selbstständigkeit entschieden. (Anne-Kathrin)

Wir haben das als besseres Modell für uns wahrgenommen. (Annika)

Durch den Druck, unter dem Verlage heute stehen, leisten immer weniger Kollegen immer mehr Arbeit. Ich kam immer seltener dazu, das zu tun, weswegen ich den Beruf gelernt habe: zum Geschichten schreiben, zum Rausgehen, zum Recherchieren. Außerdem wollte ich meine eigene Chefin sein. Dann kann ich entscheiden: Was will ich machen? Worauf habe ich Lust? (Anne)

Ich muss auch sagen, seitdem ich diesen Schritt gemacht habe, habe ich mich beruflich auch wirklich weiterentwickelt. (Annika)

2 Seid ihr auf Hindernisse gestoßen?

Ich habe gekündigt und dann festgestellt, dass ich ein zweites Kind bekomme. Das hat mich nervös gemacht, weil ich nicht einschätzen konnte, wie das mit dem Kind sein wird. Wie schaffe ich es, mich als Autorin zu etablieren und gleichzeitig eine Familie zu haben? Dabei hat mir meine Arbeit immer Kraft gegeben, anstatt sie mir zu rauben. Ich habe es oft als schön empfunden, nach einem Tag mit meinen beiden kleinen Kindern abends noch einen Text zu schreiben. Da bin ich innerlich auf eine Insel gegangen, die nur meine ist. Deshalb habe ich relativ schnell wieder angefangen zu arbeiten, aber in einem Tempo, was gut war für mich und meine Familie. Die Priorität sind natürlich meine Kinder, aber dadurch, dass mein Mann mich gleichberechtigt unterstützt und ich so zufrieden bin mit meinem Modell, sind sie es auch. (Annika)

3 Ihr arbeitet an unterschiedlichsten Themen und Projekten bei euch im Büro. Was sind eure Gemeinsamkeiten?

Wir sind alle sehr wertebewusste Journalisten. Wir arbeiten bewusst und transparent und verstehen unser Handwerk sehr gut. Dementsprechend setzen wir eine gewisse Professionalität in jeder Umsetzung an und fragen uns bei Schwierigkeiten auch gegenseitig um Rat. (Annika)

Dieser Austausch verbindet uns. Zu wissen, da ist eine Ansprechpartnerin, die weiß genau, welches Problem du gerade hast – das ist niemand Fachfremdes. Es sind einfach viele Fragen, die uns beschäftigen. Wir lesen auch gegenseitig Korrektur und geben Feedback und das haben Freiberufler alleine zuhause normal nicht. (Anne)

Breit aufgestellt in der Selbstständigkeit: Ein Teil der Projekte der Journalistinnen.

4 Was ist der Vorteil in einem gemischten Büro zu arbeiten?

Markus ist geerdeter und wir emotionaler. (Annika)

Er bringt oft neue Perspektiven ein. Ich finde es gut, Ansprechpartner*innen zu haben, die eine andere Sichtweise haben. Wir sagen den anderen auch, wenn wir etwas nicht gut finden. Journalisten sind sehr eitel und manchmal sind wir vielleicht auch mal angefressen, wenn jemand etwas nicht gut findet, aber meistens, wenn wir es ändern, hatten die anderen doch recht. (Anne)

5 Wie geht ihr mit der Unsicherheit der Auftragslagen um?

Wir werden ständig gefragt: Kann man davon überhaupt leben? Wie geht das? Was ist mit Altersvorsorge? Natürlich sind das Sachen, die Selbstständige beachten müssen. Das ist finanziell etwas anderes als eine Festanstellung – das muss ich ehrlich sagen! Wenn ich in den Urlaub fahre, verdiene ich null Euro, oder wenn ich krank werde, sieht es einen Monat lang eng aus und das muss ich aushalten können. Dafür ist mir die Freiheit, die ich dadurch gewinne, viel wichtiger als die Sicherheit, die mir dieses Gehalt vielleicht geben würde. (Anne)

Außerdem haben wir alle auch wiederkehrende, feste Auftraggeber, die uns ein Netz geben und da sind wir breit aufgestellt. Beispielsweise bei mir die Mischung aus Monatsmagazin und Buchprojekten, die ich mache. (Annika)

6 Also sind Geldsorgen kein Thema für euch?

Ich finde, oft wird einem das eher von außen aufgelegt. Wenn es nicht klappen würde, würden wir es nicht schon seit Jahren machen. Klar ist Altersvorsorge ein Thema und da muss ich einfach privat vorsorgen und bei Krankheit bin ich nicht abgesichert. Das muss ich wissen, damit muss ich leben können und das kann ich sehr gut. Ich habe das Gefühl, alles, was ich brauche, habe ich. Ich komme gut klar, aber es gibt Leute, die brauchen diese Sicherheit. Ich finde, das ist eine Typsache, aber viele Leute können sich überhaupt nicht vorstellen, dass wir davon leben können. Dabei nehmen wir nur Aufträge an, die sich für uns lohnen, oder die besonders viel Spaß machen. (Anne)

Wir wissen sehr gut, was wir wert sind. Dafür liefern wir aber auch deutlich mehr – seien es Bilder, oder Videos, oder Audioslideshows. (Annika)

Ich hatte nie Angst. Natürlich habe ich auch in meinem Umfeld gesehen, dass es klappen kann und bin freier als Annika und Sarah mit ihren Kindern, aber ich habe auch einfach ein Urvertrauen: Was kann mir passieren? Ich habe keine Angst vorm Scheitern. Natürlich haben wir auch wenig, was wir investieren müssen und wenn es nicht klappt, suche ich mir wieder einen Job. Ich habe etwas gespart, ich habe Leute, die mir helfen könnten, ich habe eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine private Rentenversicherung, damit mir die Freiheit nicht auf die Füße fällt. Was soll passieren? Egal was, ich falle weich. (Anne)

Anne Jeschke bei der Recherche.

7 Was ist für euch der Vorteil der Selbstständigkeit?

Es gibt viele Dinge, die wir selber regeln müssen. Aber für mich, mit zwei kleinen Kindern, ist es ein sehr großer Vorteil, dass ich über meine eigene Zeit entscheiden kann. (Annika)

Ja, das gibt mir auch Freiheit, weil ich viel unterwegs bin, oder wenn etwas familiär ist, dann fahre ich nach Hause und arbeite dort. Diese Flexibilität und Unabhängigkeit des Ortes spielt für mich eine große Rolle. (Anne)

Journalistenbüro freischwimmer.

Annika Wind, Anne Jeschke, Sarah Weik und Markus Weckesser sind freie Journalist*innen, die sich bei uns im gig7 in einem gemeinsamen Büro zusammengefunden haben.

Im Interview erzählen Annika und Anne von ihren Erfahrungen mit der Selbstgständigkeit und der Arbeit als freie Journalistinnen. Vor allem ihr vielfältiges Portfolio ist beeindruckend: Annika ist unter anderem Chefredakteurin des Magazins kultur.west, schreibt für das regionale Reisemagazin wosonst.eu, hat einen Mannheim-Reiseführer veröffentlicht und mit dem Hamburger Künstler Frederik Busch das Fotobuch “German Business Plants” herausgebracht. Anne schreibt unter anderem Beiträge für den Mannheimer Morgen, die Ökotest und gibt Kurse im journalistischen Schreiben an der Universität Mannheim.

Die Gründerinnen Annika Wind, Anne Jeschke und Sarah Weik sitzen auf einem Dach über der Stadt.

Größte Chance der Selbstständigkeit

Die Freiheit. (beide)

Aktuelles Lieblingsbuch

Außer sich. Sasha Marinna Salzmann (Anne)

Die Zweisamkeit der Einzelgänger. Joachim Meyerhoff (Annika)

Gründungstipp

Hör auf dich selbst. Mir haben schon in der Schwangerschaft alle gesagt, wie es danach werden wird. Aber es ist nicht so gekommen, wie alle gesagt haben. (Annika)

#gig7stories

Dies ist bereits die dritte unserer Stories über Gründungen aus der #gig7community. Jede davon überrascht mich mit ihrer Einzigartigkeit aber auch mit einer Gemeinsamkeit: Ein klares Ziel vor Augen. Sei es, ein Problem lösen zu wollen, eine Lücke auf dem Markt zu füllen, oder eine Arbeitswelt zu schaffen, die für eine selber genau richtig ist.

Ich bin immer wieder stolz, mit unseren Gründerinnen zu sprechen und zu sehen, wer bei uns im Haus ein Büro hat, welche Geschäftsideen in unseren Beratungen ausgetüftelt und unterstützt werden, oder Jahre nach der Gründung zu hören, wie ein Unternehmen sich entwickelt hat. Genau das sollen auch die gig7stories zeigen: Unterschiedliche Schwerpunkte, unterschiedliche Branchen, unterschiedliche Voraussetzungen und Phasen in der Gründung. Eine authentische Darstellung davon, was es heißt, sich selbstständig zu machen, mit echten Geschichten. Eben nicht die Arbeit, Kraft und Ängste, die hinter einer Gründung stecken zu romantisieren, aber die Chancen des eignen Unternehmens zu zeigen.

Ich freue mich jetzt schon auf die kommenden Interviews und Geschichten der Gründerinnen. Was würde euch dafür interessieren? Welche Fragen schwirren in euren Köpfen? Welche Fragen würdet ihr am liebsten noch stellen?

Schreibt mir eine DM bei Instagram unter:

@gig7_female_business

oder an:

info@gig7.de

Ich freue mich auf eure Nachrichten!

Birka aus dem gig7 Team

Die wichtigste Kompetenz fürs Gründen

Eine Macherin sein und Selbstdisziplin haben. (Anne)

Glücklich in der Selbstständigkeit. Die Journalistinnen blättern gemeinsam durch ihre Werke.

Gründungstipp

Akquise ist sehr schwierig, vor allem wenn man keine Selbstdarstellerin ist. Da hilft einfach dein Netzwerk, oder du musst eine super Verkäuferin von dir selbst sein. (Anne)

Inspirationsquelle…

Meine Rastlosigkeit. (Anne)

Künstler inspirieren mich, vor allem dabei, Sachen umzusetzen, auf die keiner wartet. Einfach machen. (Annika)