7 Fragen an …

Veronique Sawady von kiligdress

1 Wie kamst du zu deiner Business Idee?

Ich habe vorher im Management in der Modebranche gearbeitet, also eher im betriebswirtschaftlichen Teil. Die kreative Arbeit habe ich immer nur privat ausgelebt. Ich wollte mich aber schon länger selbstständig machen. Ich hatte nur nie eine konkrete Idee. Als ich geheiratet habe, habe ich dann gemerkt, dass ich kein Brautkleid finde. Es gab nur Prinzessinnenkleider und ich habe mich darin einfach nicht wohlgefühlt. Ich wollte ein besonderes Kleid, in dem ich immer noch ich selbst bleiben kann und mich nicht verkleidet fühle. Also habe ich mir selbst eins entworfen und genäht. Ich dachte mir: „Da kann ich ja nicht die Einzige sein.“

Als dann noch eine berufliche Änderung hinzukam wusste ich: Jetzt mache ich es endlich.

2 Was hat dich an der Selbstständigkeit gereizt?

Ich finde es schön, selbst etwas aufzubauen, Visionen zu verwirklichen und Strukturen zu schaffen. Diese Erfahrung konnte ich teilweise auch im Angestellten-Verhältnis sammeln, ich mag an der Selbstständigkeit aber die zusätzliche Flexibilität. Sei es nach Tagesform, oder einfach nach Tageszeit. Ich kann planen, wie ich so effektiv und so kreativ wie möglich arbeiten kann. Manchmal heißt das abends zu arbeiten, oder in der Mittagspause zum Sport zu gehen. Ich kann mich selbst strukturieren so, wie es sich gut anfühlt.

Gründerin Veronique Sawady im GIG7-Portät

3 Was ist das Schönste an der Arbeit in deinem Business?

Am meisten motiviert mich, wenn meine Bräute da sind und sich für ein Kleid entscheiden. Dann begleite ich sie und wir sehen uns mehrere Male oder schreiben. Das ist so schön ein Lächeln auf ihren Gesichtern zu sehen, oder später Fotos von der Hochzeit zu bekommen. Das Feedback ist ein tolles Gefühl.

4 Was waren deine ersten Schritte in Richtung Gründung?

Am Anfang stand die Vision. Dann habe ich mir recht schnell einen Namen überlegt und zusammen mit dem GIG7 einen Businessplan geschrieben. Damit begannen dann auch die ersten Zielgruppenanalysen, um die Ausrichtung des Unternehmens zu verfeinern. Danach ging es schon los mit der ersten Kollektion und den Stoffeinkäufen. Ich hatte das Glück, dass ich relativ schnell mit anderen Gründer*innen in Kontakt kam und in deren Showroom meine Kleider präsentieren konnte, bis ich meinen jetzigen, eigenen Laden gefunden habe.

5 Gab es etwas, dass dir Angst gemacht hat?

Ich hatte Angst, dass keine meine Kleider mag, oder dass es mir zu viel wird und ich es nicht schaffe – bis jetzt ist das aber nicht passiert.

Aus heutiger Sicht muss ich sagen, der Tag und die ersten Monate, die ich mich selbstständig gemacht habe, die waren gar nicht die arbeitsintensivsten. Die kamen erst noch in den ersten beiden Jahren. Da waren später Momente dabei, wo ich wirklich dachte „Puh, schaffe ich das überhaupt?“ –  nicht nur emotional, sondern einfach auch zeitlich. Aber mit jedem Mal, wo ich dachte: „Geil, wieder geschafft“, geht die Unsicherheit zurück und wird weniger.

6 Wobei oder wann suchst du dir Unterstützung bei deinem Business?

Das Rechtliche, die Versicherungen und das Steuerliche waren für mich herausfordernd. Damit kannte ich mich einfach nicht aus. Aber da habe ich einfach Leute gefragt. Im Freundeskreis gibt es immer jemanden, der oder die sich auskennt und Fragen beantworten kann. Und wenn ich da Mal nicht weiterkomme, gibt es im nächsten Schritt immer noch Expert*innen.

Am Anfang habe ich mir zum Beispiel auch in meinem Kerngeschäft Hilfe geholt – ich habe mit einer Schnittdirektrice die ersten Schnitte gemacht, oder mich mit einer Maßschneiderin in der Verarbeitung weitergebildet. Es ist wichtig auch in die eigene Entwicklung zu investieren.

Bei Google Optimierung, SEO, gerate ich hingegen immer noch an meine Grenzen. Also ich verstehe das schon, aber das ist bis heute etwas, was ich selbst nicht gut kann und was ich deshalb abgebe. Manchmal ist es schwierig, sich dafür mit den Dienstleister*innen auseinanderzusetzen und die richtigen Partner*innen zu finden, wo es “Klick” macht und passt. Ich probiere das aktuell aus und  beobachte die Erfolge oder Nicht-Erfolge.

Es ist immer eine Herausforderung, jemanden Gutes zu beauftragen, wenn ich über etwas nicht Bescheid weiß und nicht beurteilen kann, was ich abgebe. Als Selbstständige muss ich mir deshalb zuerst immer alles anschauen und dann entscheiden: Was muss ich selber machen, wo lerne ich dazu und was kann ich auch abgeben und andere machen lassen?

Veronique, Gründerin des Modelabels kiligdress am schneiden der Schnittvorlagen.

7 Wo geht es noch hin mit kiligdress, was sind deine nächsten Ziele?

Meine Vision ist es, internationaler zu werden und mit kiligdress auch in den Vertrieb zu gehen. Da sind die Launch-Zeitpunkte aber ganz anders. Das Brautgeschäft, wo die Bräute anprobieren, geht von November/Dezember bis April. Aber im internationalen Geschäft werden die Kollektionen im März vorgestellt, damit sie im Herbst in den Geschäften sein können. Deshalb war ich dieses Jahr kaum fertig, da bin ich schon mitten in der nächsten Kollektion.

Ich genieße die Zeit der Kollektionsentwicklung allerdings auch besonders. Da bin ich wie in einem flow. Das ist auch anstrengend, weil ich manchmal 10 oder 12 Stunden arbeite und ich merke es gar nicht. Es macht mir so viel Freude, da kann ich manchmal einfach keine klare Grenze ziehen zwischen Arbeit und Feierabend. Vor allem mit dem klaren Ziel vor Augen: Ich möchte, dass Bräute kiligdress weltweit tragen können.

Am Anfang habe ich mir ein Vision Board gemacht und da gab es 7 oder 8  Punkte und unter anderem war ein Punkt „kiligdress goes fashion week New York“. Das war immer ein Traum. Nächstes Jahr will ich auf eine internationale Messe gehen, das heißt ich stelle gerade die Weichen dafür. Dann ist es nicht mehr nur der Direktverkauf zu Kund*innen, sondern auch B2B. Das ist der große Plan. Meine Kleider sind bereits in Hamburg in einem Geschäft und das ist für mich der nächste Schritt – zu gucken, was die Welt für mich zu bieten hat.

Das Unternehmen

Veronique Sawady gründete Ende 2016 ihre eigene Marke für moderne Boho-Brautkleider. Der Name “kiligdress” entstand aus der Begeisterung für Asien: “Kilig beschreibt das Gefühl Schmetterlinge im Bauch zu haben, das Kribbeln, wenn ich etwas Tolles sehe. Ich fand das passt perfekt für das Gefühl, wenn die Bräute ihr Kleid gefunden haben”.

Der Stil “Boho” beschreibt dabei für Veronique Freiheit im Geist, sich selbst treu zu bleiben, stark und selbststbewusst zu sein. Das bedeutet im Design vor allem fließende Kleider, viel Spitze, ein bisschen Verspieltheit und viele Details.

verschiedene Stoffe der Boho-Brautkleider mit dem Schild von kiligdress

Mir ist Nachhaltigkeit wichtig, sodass  viele Modelle im Nachhinein auch nochmal getragen werden können – eventuell mit kleinen Änderungen. Ich will meine Kollektionen lange anbieten und nicht in Masse.

Veronique zeigt Stolz ihre kiligdress-Kollektion im Showroom

Was hat dir bei der Gründung geholfen?

Mir hat am meisten geholfen, dass ich gut organisieren und mehrere Bälle jonglieren kann. Als Selbstständige musst du einfach oft mehrere Dinge gleichzeitig angehen. Eins nach dem anderen geht nicht immer. Dafür musst du das große Ganze im Überblick behalten, aber auch Details planen – und beides zusammenbekommen.

Visionboard und Inspiration für den weiteren Unternehmensweg von kiligdress

Ich denke Frauen gründen anders und ich glaube sie gründen oft aus anderen Gründen. Ich glaube viele Frauen fühlen sich wohler in einer Beratung, die auf ihre Situation zugeschnitten ist und in einer Gemeinschaft.

Lieblingsstoff

Spitze.

Gründerin Veronique durch die Boho-Spitze beim Arbeiten fotografiert.

SEO

Suchmaschinenoptimierung oder Search Engine Optimization (kurz: SEO) hat das Ziel, relevante Inhalte auf prominente Positionen von Suchmaschinen wie Google erscheinen zu lassen. Neben der Position (Ranking) ist dabei entscheidend, wie hoch die Übereinstimmung zwischen dem Suchbegriff, den Suchergebnissen und der Relevanz der Seite ist. Für viele Unternehmen sind Suchmaschinen die wichtigste Quelle für Neukund*innen und die breite Kommunikation der Inhalte.

Genau für den Start in die Optimierung der eigenen Webseite haben wir unseren “Google Basics” Workshop kreiert. Mehr dazu hier.  

Gründungstipp

Trau dich.

Karriere ist für mich…

… eine Arbeit, die mir Kraft gibt und mit der ich natürlich auch Geld verdienen möchte. Mein Verständnis von Karriere hat sich total verändert. Früher stand für mich Geld im Vordergrund. Es bedeutete Beförderungen, neue Herausforderungen und mehr Verantwortung – und das ist auch gut so. Aber das ist mir heute einfach nicht mehr so wichtig. Ich habe einen anderen Blick entwickelt auf das, was ich erreicht habe, auf das, was vor mir liegt und was ich mir wünsche für die Zukunft. Es ist mir nicht mehr wichtig welchen Titel ich habe, oder wie viel Geld ich verdiene. Aktuell bedeutet Karriere für mich eine Arbeit zu haben, die mich erfüllt, die mich glücklich macht und auch anderen Menschen Freude gibt.

Deine größte Inspiration…

Menschen. Street Wear, Fashion, Film.

Boho-Brautkleid aus der kiligdress Kollektion

Mehr dazu?

Schau doch mal auf Veronique’s Webseite, oder Instagram vorbei und bestaune die wunderschönen Bilder! Du findest sie hier: Instagram und Webseite.

Austausch unter Gründer*innen

Du suchst Austausch mit anderen Gründer*innen und Selbstständigen auch währen Corona?

Das ist aktuell echt nicht leicht, dafür aber umso wichtiger, um sich zu unterstützen, Herausforderungen zu besprechen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Hier sind zwei Möglichkeiten für dich: Tritt unserer LinkedIn Gruppe bei, oder komm zu unserem digitalen Gründer*innen Lunch.